Gedankenwelt

Leichtigkeit #1: Leichtigkeit leben und ausstrahlen

Ist Leichtigkeit einfach nur die Abwesenheit von Druck und Stress? Wie fühlt es sich an, das Leben leichter zu nehmen? Man spürt es sofort, wenn alles wie von selber läuft, wenn man im Flow ist, wie es heute so schön heißt. Aber wie solche leichten Momente festhalten, wenn es doch ums Loslassen geht? Keine kleine Aufgabe, sich am Leichterwerden mit heiterer Gelassenheit zu üben.

Heute soll alles leicht sein, es gibt Ernährung light, extra leichte Laufschuhe und Reisen mit leichtem Gepäck. Und nun sollen gleich das ganze Leben und die Beziehungen leichter werden: Weg mit der Perfektion, her mit ein bisschen Faulheit, nur noch Dinge tun, die mich glücklich machen. Dazu alles andere loslassen und nebenbei von anderen nichts erwarten, alles klar. Der zweite Teil scheint ein wenig schwieriger zu sein als der erste, also gedanklich auf zur ersten Übung: Auch einmal faul zu sein, wenn einem danach ist. Kaum hat man damit angefangen, gehen Lebenspartner, Kinder und Kollegen auf die Barrikaden, sind mit meiner neuen Leichtigkeit nicht einverstanden, wollen vom Segen der Faulheit nichts wissen. Wer kauft ein, wer bringt den Müll raus und wer ruft die Oma zurück?

Wer das alles im Eiltempo erledigt, um anschließend Zeit für die angenehmen Dinge zu haben, lesen z.B. oder im Garten rumbummeln, wird schnell merken, dass dies auch nicht glücklich macht. Im Hier und Jetzt soll man doch sein und nicht alles Schöne in die Zukunft verlegen. Aber Freude haben beim Boden wischen – wer so empfindet, muss wirklich ein japanischer Mönch sein.
Scheint irgendwie doch nicht so leicht zu sein mit der Leichtigkeit. Probieren wir es mit den Erwartungen: Wenn ich von anderen nichts erwarte, bekomme ich immer mehr, als ich erwartet habe. Das leuchtet ein. Und andersherum funktioniert es auch prima, die anderen erwarten nichts von mir und ich habe meine wohlverdiente Ruhe. Wenn alle auf meinem Leichtigkeitslevel agieren würden, wäre das auch so. Man beachte den Konjunktiv. 

Personen, die nicht auf meinem Level agieren soll ich – so steht es in Ratgebern und Frauenzeitschriften – aussortieren. Da kann man froh sein, wenn eine Handvoll Menschen übrigbleibt. Dazu kommt: Die anderen habe ich doch auch gern um mich, auch wenn sie manchmal mehr von mir erwarten, als ich bereit bin zu geben.
Gut, dass das Leben einen Trick bereithält und der heißt Humor: Mit einem fröhlichen Lachen oder einem charmanten Grinsen lässt sich manche überzogene Erwartung einfach weglächeln. Und mal ganz ehrlich, meistens sind es gar nicht die anderen, die viel von uns erwarten, sondern wir selbst sind es und stressen uns damit. Vielleicht sollten wir genau da ansetzen. 

Also fangen wir gleich heute an. Leichtigkeit ist nichts, was einen Fünfjahresplan braucht, sie kann an jedem Ort und in jedem Moment stattfinden, wenn wir voller Dankbarkeit auf das Leben schauen und uns bewusst machen, das andere und vor allem wir selbst keinen Perfektionismus von uns erwarten. Wir dürfen Spaß haben an dem, was wir tun! Dabei muss uns auch nicht jede einzelne Tätigkeit total erfüllen – manche Dinge müssen einfach gemacht werden – aber wir dürfen stolz darauf sein, dass wir jeden Tag motiviert und mit einem positiven Mindset die anstehenden Aufgaben meistern.
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die zehn Menschen die bei design office mit mir arbeiten, täglich Dinge tun, die sie glücklich machen: Kreativ sein, miteinander brainstormen, fotografieren, Texte schreiben, mit den Kunden im Kontakt sein und dabei versuchen, Erwartungen zu erfüllen oder zu überraschen. Könnte es sein, dass wir schon ein gemeinsames Leichtigkeitslevel erreicht haben?